Kursnummer | 1151.04e |
Dozenten |
Prof. Dr. Hanna Liss
Dr. Stephen Dörr |
Datum | Mittwoch, 17.07.2024 18:15–19:00 Uhr |
Gebühr | kostenlos |
Ort |
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
|
Die Mitarbeiter*innen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) sowie anderer deutscher Wissenschaftsakademien suchen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Die folgenden Vorträge (Dauer jeweils ca. 45 Minuten) gewähren einen Einblick in die aktuellen Arbeiten verschiedener Forschungsstellen, die in der Regel über das Akademienprogramm gefördert werden. Das Akademienprogramm ist das größte geisteswissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands und fördert über die acht Landesakademien der Wissenschaften in Deutschland, die sich zur Akademienunion zusammengeschlossen haben, aktuell 128 Forschungsprojekte.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, im historischen Hofgarten der Akademie bei Brezel und Wein direkt mit den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ins Gespräch zu kommen. Beginn ist jeweils 18:15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Dass Juden und Jüdinnen nicht immer Hebräisch sprachen, ist vielen Menschen heute gar nicht mehr bewusst. Der Vortrag nimmt Sie mit ins mittelalterliche Frankreich (v. a. Champagne, Lothringen, Normandie, Franche-Comté), wo das Altfranzösische, die langue d’oïl, auch für die Juden und Jüdinnen Muttersprache war, in der sie auch ihre heiligen Schriften glossierten und erklärten. Das Besondere daran ist, dass sie das Französische mit hebräischen Buchstaben schrieben und ihre Bibelauslegungen deutliche Einflüsse der zeitgenössischen französischen Literatur zeigen. Der Vortrag stellt das französische Judentum des Mittelalters vor, wo das Hohelied durchaus als Pendant zu den chansons des femmes verstanden werden konnte. Außerdem sieht man, dass es nicht wenige französische Wörter gibt, die uns nur über die jüdischen Texte zugänglich sind.
Zu den Personen: Prof. Dr. Hanna Liss studierte in Tübingen, Jerusalem, München und Berlin Judaistik, Altorientalistik und Bibelwissenschaft. Nach Lehrtätigkeiten und Forschungsaufenthalten in Israel, Heidelberg und in den USA (Lexington, Harvard) ist sie seit 2003 an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg Professorin für Bibel und Jüdische Bibelauslegung.
Dr. Stephen Dörr studierte Romanistik, Geschichte und Politikwissenschaft und wurde 1994 in Heidelberg mit einer romanistischen Arbeit promoviert. Nach langjähriger Tätigkeit am Dictionnaire étymologique de l'ancien français (bis 2020) arbeitete er in der Mannheimer Forschungsstelle des Lessico etimologico italiano. Seit 2023 leitet er mit Hanna Liss das Projekt Bibelglossare als verborgene Kulturträger.