Kursnummer | 1120.04e |
Dozentin |
Prof. Dr. Ute Hüsken
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Datum | Dienstag, 18.07.2023 18:15–19:45 Uhr |
Gebühr | kostenlos |
Ort |
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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Die Mitarbeiter*innen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) sowie anderer deutscher Wissenschaftsakademien suchen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Die folgenden Vorträge (Dauer jeweils ca. 45 Minuten) gewähren einen Einblick in die aktuellen Arbeiten verschiedener Forschungsstellen, die in der Regel über das Akademienprogramm gefördert werden. Das Akademienprogramm ist das größte geisteswissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands und fördert über die acht Landesakademien der Wissenschaften in Deutschland, die sich zur Akademienunion zusammengeschlossen haben, aktuell 128 Forschungsprojekte.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, im historischen Hofgarten der Akademie bei Brezel und Wein direkt mit den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ins Gespräch zu kommen. Beginn ist jeweils 18:15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Kanchipuram ist eine der sog. „sieben heiligen Städte“ Indiens, der im Hinduismus eine besondere Rolle hinsichtlich der ‘Erlösung’ (mok?a) vom als leidhaft verstandenen Daseinskreislauf (sa?sara) zugeschrieben wird. Nach hinduistischem Glauben besteht in dieser Stadt und ihren Tempeln eine besondere Verbindung zwischen der Götterwelt und der Menschenwelt, die durch Rituale realisiert wird. Die Stadt ist besonders ‚heilswirksam’, was aus dem Handeln der Götter an eben diesem Ort abgeleitet wird, denn hier ist das Handeln der Götter Modell für menschliches Handeln. Auf diese Weise wird die Welt der Götter durch Menschen erreichbar und erfahrbar. Die zugrunde liegenden mittelalterlichen Erzählungen sind bis heute populär und werden auf vielfältige Weise überliefert: verschriftlicht als Texte in der überregionalen Sprache Sanskrit und der regionalen Sprache Tamil, als Inschriften auf den Tempelmauern verewigt, bildlich dargestellt in Steinreliefs, in Skulpturen und als Wandmalereien, mündlich überliefert durch lokale Tempelpriester, die den Pilgern und Touristen die Signifikanz des Ortes erklären, aber auch in den Tempelfesten, die diese Narrative in Szene setzen. Anhand des Beispiels der Hochzeit zweier Götter, die alljährlich von der ganzen Stadt gefeiert, aber auch von der Hochzeit hunderter menschlicher Paare begleitet wird, wird die besondere Nähe der Menschen- und Götterwelten in Kanchipuram in diesem Vortrag beleuchtet.
Zur Person: Prof. Dr. Ute Hüsken ist Leiterin der Abteilung „Kultur- und Religionsgeschichte Südasiens“ am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Nach Studium und Promotion in Göttingen (1996) und Habilitation in Heidelberg (2002) war sie als Projektleiterin im SFB „Ritualdynamik“ an der Universität Heidelberg tätig. 2007 wurde sie als Professorin nach Oslo berufen. 2017 folgte sie einem Ruf zurück nach Heidelberg, wo sie seit 2022 auch das an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften angesiedelte Projekt „Hinduistische Tempellegenden in Südindien“ leitet.